Berechnung der Todesfallzahlen der aktuellen Coronawelle durch Vergleich mit Wellen anderer akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) nach Dreisatz.
Berechnung nach dieser Formel: TC = C / A * TA
TC = Todesfälle pro Corona-Welle
TA = Todesfälle pro ARE-Welle
C = Corona-Infektionsrate * Corona-Infektionssterblichkeit
A = ARE-Infektionsrate * ARE-Infektionssterblichkeit
Die Infektionsraten können aus den oberen Diagrammen entnommen werden. Dabei können entweder in beiden Fällen die maximalen oder die durchschnittlichen Raten der Infektionswellen verwendet werden.
Die im Diagramm dargestellte Corona-Infektionsrate enthält positiv getestete Fälle mit und ohne klinische Symptome. Nach dem Robert Koch Institut (RKI) Corona-Dashboard ist etwa die Hälfte der in Deutschland getesten Fälle ohne klinische Symptome (Erkrankungsdatum/Mededatum).
In einer Studie mit 10 Millionen Personen wurde gezeigt, dass positiv getestete Fälle ohne Symptome nicht als infiziert und nicht als ansteckend betrachtet werden können. Demnach kann die aus dem obigen Diagramm abgelesene Corona-Infektionsrate in etwa halbiert werden.
Quelle: https://www.nature.com/articles/s41467-020-19802-w
Die Infektionssterblichkeiten bei akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) hängen von der Art der verursachenden Erreger ab und liegen nach Schätzungen unter 0,1%.
Die Zahl der Todesfälle in typischen Grippewellen (ARE) ist aus der Vergangenheit bekannt, und liegt in Deutschland bei ca. 1000 bis 30000 Todesfälle pro Grippewelle. Die schwerste Grippewelle der letzten Jahre war die Saison 2017/18 mit ca. 25000 Todesfällen.
Quelle: https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/6253/RKI_Influenzabericht_2018-19.pdf
Aus dem FAQ des Robert Koch Institutes (RKI):
Warum bilden sich die COVID-19-Wellen bisher nicht bei GrippeWeb ab?
GrippeWeb ist ein Online-Portal des Robert Koch-Instituts, das 2011 online ging und die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland direkt aus der Bevölkerung beobachtet ( https://grippeweb.rki.de ). Derzeit melden etwa 6.500 bis 8.500 Teilnehmende pro Woche. GrippeWeb gehört zu den syndromischen Überwachungssystemen. Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die idealerweise wöchentlich online melden, geben an, ob sie in der abgelaufenen Woche eine neu aufgetretene Atemwegserkrankung hatten mit Symptomen wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen oder Fieber, oder ob dies nicht der Fall war.
Es werden bei GrippeWeb folgende Definitionen benutzt:
- Akute respiratorische Erkrankungen (ARE) sind neu aufgetretene akute Atemwegserkrankungen mit Fieber ODER Husten ODER Halsschmerzen;
- grippeähnliche Erkrankungen (influenza-like illness; ILI) sind neu aufgetretene akute Atemwegserkrankungen mit Fieber UND (Husten ODER Halsschmerzen). Somit gehören alle ILI auch zu den ARE.
Eine Vielzahl von Atemwegserregern kann diese Symptome hervorrufen, und es ist so gut wie nie bekannt, welcher Erreger im Einzelfall zu der Atemwegserkrankung geführt hat. Auch eine Person mit COVID-19 würde normalerweise Symptome haben, die als ARE in GrippeWeb registriert würden. Eine Abfrage, ob bestimmte Atemwegserreger nachgewiesen wurden, ist im GrippeWeb-System bisher nicht enthalten. Auch wenn eine Person mit einer ARE seinen Erreger kennt, kann dieser nicht eingegeben werden.
Die "COVID-19-Wellen" (im März/April 2020 sowie im September/Oktober 2020) bilden sich bei GrippeWeb in den ARE- und ILI-Raten bisher eher nicht ab, da sich die COVID-19-Fallzahlen in einer Größenordnung bewegen, die deutlich unterhalb des "syndromischen Radars" liegt. Allerdings lassen sich die Wirkungen der Maßnahmen in GrippeWeb sehr gut verfolgen, da durch die Einhaltung der AHA(+L)-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Maske tragen und Lüften) von vielen Bürgerinnen und Bürgern, ganz allgemein das Ansteckungsrisiko für viele Atemwegserkrankungen deutlich reduziert wird. Daher wurden z.B. in den letzten drei bis vier Monaten des Jahres 2020 deutlich niedrigere ARE-Raten in GrippeWeb beobachtet als in den Vorjahren.